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Lübecker Kunst-Auktions-Haus Cornelius C. M. Michaelsen [Hrsg.]
Antiquitäten und Gemälde alter und neuerer Meister: Nachlass: † Museumsdirektor Prof. Dr. Lenz, Lübeck ; Sammlung: † Kapitän Ob.., u.a. ; Fayencen, Porzellane, Kristalle, Silber- und Bronzegeräte, Miniaturen, Kupferstiche, Gemälde, Möbel, Brescianer Geige etc. ; ...Versteigerung: Dienstag, den 6. und Mittwoch, den 7. Mai 1913 (Katalog Nr. 6) — Lübeck, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.21654#0011
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Als der Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde dem altsäch-
sischen Bauernhause sein Interesse zuwendete und zur Erforschung der in unserer
Gegend erhaltenen Bauernhäuser eine aus drei Gelehrten bestehende Kommission
einsetzte, war Prof. Dr. Heinrich Lenz das tätigste Mitglied dieser Kommission und die
Ergebnisse seiner Forschung legte er im Jahre 1898 in einem größeren Aufsatze über
»Die altsächsischen Bauernhäuser der Umgebung von Lübeck« nieder. Ihm ver-
danken wir auch die Herausgabe der vierten Auflage von Dr. Ernst Deecke’s
»Lübeckische Geschichten und Sagen«. Den Hauptteil seiner Kraft widmete er aber
dem Museum, an dem er seit 1875 Konservator war und dessen Verwaltungsbeamter
er im Jahre 1896 wurde. Er studierte unablässig die Einrichtung der Museen im
In- und Ausland, selbst jenseits des Weltmeeres, und suchte dann seine Erfahrungen
nutzbringend für das Lübecker Museum zu machen. Über das Museum und seine
Aufgaben, über die Geschichte des Museums etc. hielt er Vorträge und gab Schriften
heraus, seine »Museumsplaudereien und Ernsteres« enthalten eine Fülle beherzigens-
werter Vorschläge und Anregungen, und vieles von dem, was er als Saat aus-
gestreut hat, wird noch in fernen Tagen reiche Ernte bringen.

Daß ein Mann wie Prof. Dr. Heinrich Lenz auch eine Freude daran hatte, sich
in seinem Heim mit Kunstschätzen zu umgeben, daß er ererbten, künstlerisch-schönen
Hausrat treu gehütet hat, ist nach alledem selbstverständlich. War er auch kein
eigentlicher Sammler, so hielt er doch fest, was sich ihm an Kunstgegenständen
im Laufe des Lebens darbot. Er prunkte nicht mit seinem Besitz an allerlei-Alter-
tümern, und selbst manche von denen, die ihm im Leben nahe standen, waren
überrascht, als sich bei der Nachlaßordnung zeigte, wie vieles von dem, was sich
da vorfand, als wertvoll für Liebhaber erwies.

Sein schönes Zeichentalent vererbte er auf seine Tochter, die ihre Ausbildung
als Malerin in Paris abgeschlossen und sich bald einen Namen als feinsinnige und
vielseitige Künstlerin gemacht hat. Ihre Werke werden namentlich in Amerika,
wo sie jetzt lebt, sehr geschätzt. Eine Reihe ihrer besten Bilder schmückten die
Wohnräume des Hauses von Prof. Dr. Heinrich Lenz, und er war bei Lebzeiten
nicht zu bewegen, auch nur eines davon herzugeben.

Was er an Kunstschätzen treu gehegt und gepflegt hat, soll jetzt in alle Winde
zerstreut werden ; vieles wird in Sammlungen einen dauernden Platz finden, und
vieles werden sicher auch die erwerben, denen es ein Bedürfnis ist, ein sichtbares
Andenken an den seltenen und trefflichen Mann in ihren Besitz zu bringen.

Michaelsen.
 
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